Die Corona-Pandemie hat uns verändert. Dass sie auch Auswirkungen auf unsere Fitness und unser Gewicht hat, ist vielen bewusst. In einer österreichischen Studie wurden die Folgen der Covid-19-Maßnahmen auf unsere Volksschüler untersucht. Fazit: Sie sind weniger fit und eher übergewichtig. Kein Grund zu verzweifeln, meint der Grazer Sportkardiologe Manfred Wonisch, aber ein Grund (rasch) wieder in die Gänge zu kommen – unter anderem mithilfe von Leistungsdiagnostik, wie auch aktuell im SPORTaktiv Magazin zu lesen ist.

Laut der Kohortenstudie, die Kinder aus Österreich unter die sportmedizinische Lupe nahm, waren die Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 mit einer Verringerung der Herz- und respiratorischen Fitness sowie einer Erhöhung des Body-Mass-Index verbunden. Durchgeführt wurde die Studie von Gerald Jarnig, veröffentlicht im Online-Journal der Amerikanischen Ärztegesellschaft.
Ausgewählt haben die Forschenden über 760 Kinder aus 12 Volksschulen in Klagenfurt und Umgebung. Während diese im September 2019 innerhalb von 6 Minuten durchschnittlich 917 Meter Wegstrecke laufend bewältigten, waren es im September 2020 im Schnitt nur noch 815 Meter. Und ein zweites Ergebnis: Der Anteil der übergewichtigen oder adipösen Kinder stieg im Zeitraum dieses Jahres von 20,3% auf 24,1%.

Sport und Leistungsdiagnostik als Basis für Gesundheitsprävention und Therapie

„Alarmierend ist das vor allem auch wegen der Langzeitfolgen“, weiß Sportkardiologe Manfred Wonisch. Schließlich ist eindeutig nachgewiesen, dass sportliche Betätigung nicht nur unser Körpergewicht beeinflusst, sondern sich auch positiv auf die Cholesterin- und Zuckerwerte auswirkt. Und das nicht nur präventiv. Bei kardiologischen Erkrankungen und Diabetes wirkt Sport sogar als Therapie.

  • „Für den Freizeitsport und den besten Schutz vor Herzkrankheiten empfehle ich, drei Mal in der Woche etwa 30 bis 40 Minuten Ausdauersport zu betreiben“, sagt Sportkardiologe Manfred Wonisch und nennt Laufen, Radfahren, Schwimmen oder Fußball als Beispiele. „Für den Vorsorge-Effekt und die Herzgesundheit ist dieses Maß auch auf Dauer ausreichend.“

Jeder Schritt zählt

Als Motivation ist es wichtig, sich vor Augen zu halten: Jeder Schritt zählt! „Schon wenn man eine halbe Stunde zügig spazieren geht, vervierfacht sich die Sauerstoffaufnahme des Organismus. Bei Menschen, die regelmäßig ihre Ausdauer trainieren, arbeiten Herz, Kreislauf und Atmung viel ökonomischer.“

  • Nur ungefähr ein Drittel der Europäer erfüllen lt. Erhebungen die Mindestvorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO, die 150 Minuten gemäßigte Aktivität pro Woche empfiehlt.[1] Dazu zählen beispielsweise Spaziergänge, Aktivitäten im Haushalt, Spielen mit Kindern, Besorgungen mit dem Fahrrad erledigen etc. Alternativ lautet die Vorgabe: 75 Minuten intensiver Sport pro Woche – wie zum Beispiel Laufen.

Leistungsdiagnostik in Graz

Aber was passt für mich und wie kann ich jetzt in die Gänge kommen? Hier schickt Manfred Wonisch voraus: „Jeder Körper tickt anders. Deshalb trachtet man in der Sportmedizin auch danach, den persönlichen Fitnesslevel und die individuellen Leistungsgrenzen unter die Lupe zu nehmen.“ Als Ausgangsbasis dient etwa die sportmedizinische Leistungsdiagnostik bei SPORT-med-GRAZ. Sie beinhaltet ein sportmedizinisches Erstgespräch und eine sportmedizinische Untersuchung, die Risikofaktoren und Blutdruck erhebt. Außerdem werden mit der Leistungsdiagnostik die Leistungsgrenzen definiert. Das ist gerade dort wichtig, wo jemand neu mit einer Sportart beginnt oder es darum geht, die körperliche Fitness richtig einschätzen zu können.

„Die Fitness der Kinder, aber auch vieler Erwachsener, hat unter der Pandemie gelitten. Jeder sollte sich bewusst machen, dass er rasch wieder in die Gänge kommen sollte, um seine Gesundheit langfristig zu erhalten bzw. zu verbessern“, rät Wonisch. Und auch als Familie kann man ja „gemeinsam“ wieder in Bewegung kommen. Dann motivieren sich Kinder und Eltern vielleicht gegenseitig.

Sport-Pause nach Covid-Erkrankung

Bei einer überstandenen Covid-Erkrankung rät Sportkardiologe Manfred Wonisch allerdings dazu, unbedingt erst nach einer entsprechenden Regenerationszeit und eventuell nach einem sportmedizinischen Check zu starten: „Hier gibt es klare Empfehlungen der kardiologischen und sportmedizinischen Fachgesellschaften: Positiv Getestete ohne wesentliche Symptome sollten 2 Wochen lang intensive Belastungen vermeiden. Bei symptomatischen Verläufen ohne Lungenbeteiligung soll frühestens 2 bis 4 Wochen nach Symptomfreiheit mit Sport begonnen werden. Hatte jemand zusätzlich z.B. eine Lungenentzündung bitte erst nach 4 Wochen wieder ans Sporteln denken und bei einer Herzmuskelentzündung frühestens nach 3 Monaten, eher erst nach 6 Monaten.“
Gerade in Hinblick auf Long-Covid sei außerdem wichtig, so Wonisch: „Chronische Erschöpfung lässt sich nicht so einfach wegtrainieren, hier muss man besonders darauf achten, nicht eine zusätzliche Belastung zu setzen. Möglich ist es, es braucht aber ein besonderes Fingerspitzengefühl und eine gute Beratung. Hier ist eine ärztliche Abklärung unerlässlich.“

Mehr Infos zu sportkardiologischen Untersuchungen und zur Leistungsdiagnostik bei SPORT-med-GRAZ.

[1] https://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0013/112405/E89490G.pdf